Bernhard Damm (vom 25.11.2022, per Email an den Bürgermeister)
„Zum Brief von Herrn Stegemann in der HZ
Glücklicherweise und ganz eindeutig versichert Herr Stegemann, dass die Veranstaltung zum Volkstrauertag einen umfassenden Willen zum Gedenken an alle Opfer der Kriege zum Ausdruck bringen soll. Das ist selbstverständlich zu begrüßen und zu unterstützen. Welchen Platz in dem Zusammenhang das Abspielen des Liedes „Ich hatte einen Kameraden“ hat, erschließt sich mir aber nicht.
Für eine umfassende Gedenkkultur wäre denkbar, städtische Gruppen einzuladen, die nicht uniformiert sind (Parteien, Gewerkschaften, Handwerksvertreter…); ebenfalls Vertreter der Opfergruppen (z.B. Homosexuelle, Sinti und Roma…) Zur umfassenden symbolischen Inszenierung passten ebenfalls ein Banner für die „Bürgermeister gegen Atomwaffen“, das alttestamentarische „Schwerter zu Pflugscharen“ und die „Friedenstaube“aus der Noah-Erzählung.
Für mich wäre es auch hilfreich, um derartiger Veranstaltungen qualifiziert beurteilen zu können, zu wissen, wer die Gestaltung verantwortet; wer die Redner bestimmt und wer Auftraggeber für die Gestaltung ist.“
Gerrit Warsen (per Email am 21.11.2022 an die Halterner Zeitung (nicht veröffentlicht) und per Email an das Forum für Demokratie, Respekt und Vielfalt)
„Leserbrief des Bürgermeisters
Als Leserbrief: Die Ehrenrettung der Volkstrauerfeiern an diesem “ Ehrenmal“ und solchen Gepräges kann , glaube ich , nicht gelingen . Der “ Künstler “ – Künstler der „Entartung“ waren schon vertrieben – , der dort 1938 (!) am Werke war , hat statt der von den Lippramsdorfern geplanten Denkmals nazibefohlen martialisch in Beton gegossen : die trotzige Bekräftigung der Dolchstosslegende, die Rache für Versaille und den kriegstreiberischen Aufbruch zu weiteren blutigen deutschen Untaten , die längst im Gange waren : das perfekte Symbol der Uneinsichtigkeit und Unbussfertigkeit und von Trauer weit entfernt .
Wir können bestimmt das Land nicht von allen Spuren der Untiefen der Geschichte reinigen. Aber dieses Ungetüm der Verhöhnung aller menschlichen Werte geht einfach nicht mehr inmitten bedeutender offizieller Anlässe wie dieser jetzt grade. Und ich begreife schon seit Kindheit, zu dem man zu sowas zitiert wurde, nicht, was eigentlich das Soldatische an sich und sentimentaler Gesang mit Trauer zu tun haben soll. Auf was beruht eigentlich wirklich das eigentümliche Beharren eines solchen Nazirelikts unter uns? Manchmal denke ich: je feierlicher desto schauerlicher?
Wäre es nicht an der Zeit, im Rat fände sich eine überzeugende Mehrheit, dieses „Ehrenmal“ durch ein würdiges zu ersetzen und nun nicht gradewegs zu entsorgen, sondern an einen Lernort zu setzen, wo sich Alle, in Sonderheit aber die Schüler*innen, unterrichten können, mit welcher Bewandtnis es sich mit diesem „Ehrenmal“ auf sich hat, vielleicht auf dem Alexander-Lebenstein-Schulhof genau neben dem Waggon.“