Gedenkfeier zum Tag der Befreiung 2025

Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg – Gedenkfeier zum Tag der Befreiung 2025 am Kriegerdenkmal in Lippramsdorf 

Das Forum für Demokratie, Respekt und Vielfalt und die Arbeitsgruppe Denk.Mal erinnerten am Kriegerdenkmal in Lippramsdorf an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren.  Die Veranstalter setzen sich ein für eine Umgestaltung des Kriegerdenkmals zu einem friedlichen Gedenkort. Es reiche nicht aus, die kriegsverherrlichende Soldatenfigur mit erläuternden Tafeln zu ergänzen. Der aggressiven Skulptur müsse ein ästhetisch wirksamer, friedlicher Gegenpol entgegengesetzt werden. Ein gutes Beispiel sei das Soldatendenkmal in Coesfeld

Rund 60 Menschen nahmen am Donnerstagabend an der Gedenkfeier am Kriegerdenkmal Lippramsdorf teil. Viele hatten vorher das ökumenische Friedensgebet in der Lambertus-Kirche zur Gedenkfeier besucht. Pastorin Merle Vokkert sprach am Denkmal stellvertretend für die beiden Kirchen. Auch mit Gedichten und Musik wurde an den Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und das Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert.

Auf einem großen Banner stellte die Gruppe die Geschichte des Denkmals von 1936 bis heute dar. Die Soldatenskulptur war mit vielen weißen Friedenstauben geschmückt. Die Handgranaten der Soldaten hatte man wie schon bei den Veranstaltungen der vergangenen Jahren mit roten Rosen „verfriedlicht“. 

Werner Nienhüser, Mitglied der Gruppe Denk.Mal, sagte in seiner Rede:

„Kürzlich kam eine repräsentative Umfrage zu einem bedenklichen Ergebnis. Den Befragten wurde die folgende Aussage vorgelegt: „80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sollten wir Deutschen einen Schlussstrich unter die Vergangenheit des Nationalsozialismus ziehen.“ Das Ergebnis: 55 Prozent aller Befragten stimmten dieser Aussage zu. Das ist bedenklich. Unter denjenigen, die angaben, die AfD wählen zu wollen, waren 90 Prozent für einen „Schlussstrich“!

Wir müssen uns immer wieder erinnern! … Und solche Orte wie dieser hier müssen friedvoll gestaltet werden. Was ist für eine Umgestaltung wichtig? Denkmäler wirken nicht über den Kopf. Man kann sich daher nicht auf erläuternde Tafeln beschränken, sondern man muss solchen Skulpturen ästhetisch etwas entgegen setzen.

In Coesfeld kann man ein gutes Beispiel dafür sehen, wie man ein Kriegerdenkmal erhalten, aber zugleich einen Ort des friedvollen Gedenkens schaffen kann. Dort hat man neben das Soldatendenkmal eine Skulptur einer trauernden Frau mit einem Kind auf dem Arm gesetzt. Zudem wurden einige Meter Bahngleise verlegt. Die Gleise symbolisieren den Völkermord, den die Deutschen begangen haben.

Die aggressive Skulptur hier wird nicht dadurch friedlich und mahnend, wenn man hier in Uniform, mit Fackeln und Fahnen, aufmarschiert und Lieder wie „Ich hat einen Kameraden“ spielt. Auch die besten Reden und weitere Tafeln machen aus diesem aggressiven Ding kein an den Frieden mahnendes Ding: Es bleibt eine kriegsverherrlichende Nazi-Skulptur, die für den Frieden umgestaltet werden muss.“

Die kurzen Gedichte zum Thema Krieg und Frieden von Herbert Trautz und Nobert Schulz sowie die Musikbeiträge mit Gitarre und Klarinette von Pastorin Merle Vokkert und David Schütz unterstrichen die Forderungen nach einer friedlichen Umgestaltung des Gedenkortes. 

Werner Nienhüser wies auf die Geschichte des Gedenkens hin. Ein Zitat (vorgetragen von Norbert Schulz) aus einer Rede des Amtsbürgermeisters von Haltern, Dr. Josef Rieth (NSDAP-Mitglied), illustriert, wie in den 1930er Jahren gedacht wurde. Die Rede wurde gehalten am Volkstrauertag, dem 14. März 1933, in Haltern am Denkmal auf dem Annaberg. 

„Deutsche Männer, Deutsche Frauen, Kameraden!

… Stolz und wahrhaft sind wir 1914 als Soldaten hinaus gezogen. Treu dem Vaterland haben wir im Westen, Osten, Süden und auf den Weltmeeren die Heimat verteidigt und die deutsche Ehre gerettet. Viele sind nicht wiedergekehrt, sind den Heldentod gestorben. Deutsches Leben mußte mit deutschem Blute erkämpft werden, für das deutsche Volk starben deutsche Männer dahin. … Und wenn wir heute in die Dörfer und Städte schauen, so haben wir Soldaten allen Grund, freudig gestimmt zu sein. Wehen doch wieder die Fahnen, mit denen wir einst hinausgezogen und unter denen unsere Helden gefallen sind: Schwarz-weiß-rot. Wir danken der Reichsregierung, daß sie diesen sehnlichen Wunsch des deutschen Volkes heute erfüllt hat. Vor 8 Tagen hat das deutsche Volk die Frage des Herrn Reichspräsidenten, ob es von einem Kabinett der nationalen Konzentration geführt sein will, mit einem deutlichen Ja beantwortet. …. Gewaltige Aufgaben stehen uns bevor. … der Heldengeist der Gefallenen hebt sich wieder empor. Er wird für uns zur neuen Kraftquelle werden, an der wir uns wieder aufrichten. Wie wir einst als wehrhaftes Volk die deutsche Ehre geschützt haben, so müssen wir auch in Zukunft für die Ehre der Nation in Wehrhaftigkeit einstehen.“ (In der „Halterner Zeitung“ vom 14. März 1933 kann man diese und eine weitere Rede in voller Länge nachlesen, sie sind auch auf der Webseite denkmallippramsdorf.de abgedruckt.)

Der Geist dieser Rede, so Werner Nienhüser, sei militaristisch. Verherrlicht werde das Sterben der Soldaten für etwas vermeintlich Größeres: für das Leben des deutschen Volkes, für die Nation. Dies sei eine Geisteshaltung, die mit bewirkt habe, dass es wenige Jahre später zu Angriffskrieg und Völkermord kam. Zu dieser Geisteshaltung vor rund 90 Jahren passe das Kriegerdenkmal.

Die Lippramsdorfer wollten in den 1930 Jahren eine weniger aggressive Skulptur. Ein Entwurf aus dem Jahre 1936 zeigt Soldaten, die einen toten Kameraden zu Grabe tragen. Eine Verbindung zwischen Krieg, Tod und Trauer wollten die Nazis aber nicht gezeigt haben. Sie verlangten ein den Angriff verherrlichendes Denkmal. Die Nazi-Skulptur wurde 1938 gebaut. (Mehr zur Geschichte des Denkmals).

Nienhüser erinnerte weiter daran, dass Russland vor drei Jahren die Ukraine überfiel. Es sei richtig, die Ukraine in ihrem Selbstverteidigungsrecht zu unterstützen, auch mit Waffen, und dass Deutschland und Europa sich vor Angriffen von externen und internen Aggressoren schützen müssten. „Wenn wir sagen: Nie wieder Faschismus, nie wieder Diktatur – dann brauchen wir dazu – neben ziviler Verteidigung – leider auch militärische Mittel, um uns vor Faschismus und Diktatur zu schützen.“ Falsch sei es aber, eine „mentality of war“ zu entwickeln, wie Nato-Generalsekretär Mark Rutte jüngst gefordert hat. Eine Kriegsmentalität, die das Denken beherrscht, vor allem ein Denken, in dem Volk, Nation, Deutschland, über dem einzelnen Menschen stehen, mache Krieg, auch Angriffskrieg, wahrscheinlicher.

Die Veranstaltung endete mit zwei Liedern vorgetragen vom Chor der Halterner OMAS GEGEN RECHTS.  

One thought on “Gedenkfeier zum Tag der Befreiung 2025

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert