Diskussion um ein Denkmal – Antworten auf den Kommentar von Hendrik Griesbach
Diskussion um ein Denkmal – Antworten auf den Kommentar von Hendrik Griesbach auf Facebook, Gruppe „Haltern am See“ (Link zur Gruppe: https://www.facebook.com/groups/347926065252514; Link zum Post: https://www.facebook.com/share/p/16jiL5Zr1b/) v. 6. Juni 2025.
Nicht jeder „hat Facebook“. Daher veröffentliche ich (Werner Nienhüser)1Die Meinung des Verfassers entspricht nicht unbedingt der Meinung der Gruppe oder ihrer Mehrheit. unsere Antwort auf den Kommentar von Herrn Griesbach auch hier für alle zugänglich. (Hinweis: Der Facebook-Link funktioniert nur, wenn man ein Facebook-Konto hat und sich damit anmeldet. Die Konzerne wollen uns ja schließlich auf ihre Plattformen ziehen! )
Ich hatte Folgendes bei Facebook gepostet, zusammen mit 2 Fotos von der Plakatwand (siehe dazu unseren Beitrag hier auf dieser Webseite: https://denkmallippramsdorf.de/2025/06/02/denkmal-on-tour-in-haltern-am-schuettenwall:
„„Denkmal on Tour“ in Haltern am Schüttenwall
Hendrik Griesbach kommentierte unseren Beitrag so:
„In der Chronologie dieses fragwürdigen Plakates fehlt mindestens das einstimmige Bekenntnis aller Ratsparteien, die sich erst im letzten Jahr im Kulturausschuss klar für den Erhalt dieses Mahnmals ausgesprochen haben. 2021 gab es ebenfalls diese Diskussion mit gleichem Ergebnis. Auch weite Teile der Lippramsdorfer haben den Wunsch des Erhalts bekräftigt. Woran liegt es, dass einige wenige das nicht akzeptieren können oder wollen? Was steckt da für ein Demokratieverständnis hinter? Und mit Geschichtsbewusstsein hat dieser Vorstoß ebenfalls wenig zu tun, die Geschichte quasi „umgestalten“ zu wollen…“ (Hendrik Griesbach) (https://www.facebook.com/groups/347926065252514 v. 6. Juni 2025)
Sehr geehrter Herr Griesbach, ich versuche im Folgenden auf alle Ihre Kritikpunkte zu antworten.
Sie schreiben, dass „einige wenige“ das „einstimmige Bekenntnis aller Ratsparteien … für den Erhalt dieses Mahnmals … nicht akzeptieren können oder wollen“.
1. Zunächst erstens zum Begriff des „Erhalts“: Anders als Sie nahelegen, spricht sich die Arbeitsgruppe Denk.Mal für und nicht gegen den Erhalt des Denkmals aus. Es geht uns nicht um einen Abriss, sondern um eine Umgestaltung des Denkmals zu einem Lernort. Unsere Forderungen mit Begründungen hätten Sie dem von Ihnen kommentierten Facebook-Beitrag entnehmen können. Falls Sie mit „Erhalt“ allerdings meinen, dass der jetzige Zustand des Denkmals nicht verändert werden darf, dann sollten Sie das deutlich sagen und begründen.
2. Sehr geehrter Herr Griesbach, Sie sagen, dass es 2024 ein „einstimmige(s) Bekenntnis aller Ratsparteien … für den Erhalt dieses Mahnmals“ gegeben habe. Und schon 2021 hätte eine Diskussion zum gleichen Ergebnis geführt.
Mit den Protokollen der beiden Sitzungen des Schul-, Sport- und Kulturausschusses des Rates der Stadt Haltern am See (kurz: SSKA) lassen sich Ihre Behauptungen nicht belegen. Die Protokolle sind im Ratsinformationssystem der Stadt Haltern (https://haltern.gremien.info/) für jeden nachlesbar.
Für die Sitzung des SSKA am 1.6.2021 hatte die Fraktion Bündnis`90/Die Grünen beantragt, dass sich der Ausschuss mit den „kontroversen Meinungen“ zum Denkmal „beschäftigen“ sollte. Eine Abstimmung fand nicht statt, da lediglich eine Diskussion beantragt war. Das Protokoll der Sitzung hält zu dem Tagesordnungspunkt Folgendes fest: „Im Rahmen der nachfolgenden ausführlichen Diskussion waren sich die Sprecher aller Fraktionen einig, dass dieses Mahnmal in seiner äußeren Gestaltung absolut nicht mehr zeitgemäß sei. Dennoch sei es aber in seiner Funktion als Stätte des Lernens und der Information zur Geschichte des Nationalsozialismus, als Mahnmal gegen die Sinnlosigkeit von Kriegen, aber auch Gedenkstätte und Ort der Trauer für die Hinterbliebenen wichtig und unverzichtbar. Ein Abriss sei daher keine denkbare Option. Dieser Ort müsse aber zukünftig verstärkt in den Fokus genommen und durch verschiedene Aktionsformen zu einem wirklichen Mahnmal und Lernort werden und hierdurch mit Leben erfüllt werden.“ (Protokoll der 2. Sitzung des Schul, Sport- und Kulturausschusses, 01.06.2021; Beschluss zu Top 9: Mahnmal in Lippramsdorf–‚Schande oder Lernort‘? hier: Antrag der Fraktion Bündnis`90 / Die Grünen vom 17.5.2021).
Dieser Protokolltext ist eindeutig. Er drückt nahezu das Gegenteil von dem aus, was Sie behaupten, denn er ist ein „Bekenntnis“, das Denkmal zwar nicht abzureißen, aber zu verändern, weil es nicht mehr „zeitgemäß“ ist. Wie Sie aus dem Text ein „Bekenntnis“ herauslesen können, nichts zu ändern, kann ich nicht nachvollziehen.
Gab es 2024 das von Ihnen behauptete „einstimmige Bekenntnis aller Ratsparteien … für den Erhalt dieses Mahnmals“? Nein, das gab es auch in der SSKA-Sitzung im Jahr 2024 nicht. Die Fraktion Bündnis`90/Die Grünen hatte erneut einen Antrag auf „Aussprache“ eingebracht. Beantragt wurde eine Aussprache über das Denkmal, in der im Anschluss an die Sitzung von 2021 folgende Punkte thematisiert werden sollten: a) Thematisierung des Mahnmals im Sachunterricht, im Geschichtsunterricht und/oder Kunstunterricht der Haltener Schulen; b) die Frage, ob man Veranstaltungen durchführen könnte, die sich kritisch mit dem Denkmal auseinandersetzen, c) einer Diskussion von Möglichkeiten für eine ergänzende Gestaltung oder Umgestaltung des Mahnmals. Die Diskussion verlief kontrovers; von „einstimmig“ kann schon deswegen keine Rede sein, weil einige Ratsmitglieder Kritik am vorliegenden Antrag äußerten. Wurde etwas beschlossen? Nein. Das Protokoll sagt: „AV Herr Schrief beendete danach die Aussprache.“ (https://haltern.gremien.info/meeting.php?id=ni_2024-SSK-59). Die Diskussion mag Ihnen mit dieser Beendigung als „einstimmiges Bekenntnis“ vorgekommen sein; mit dem Protokolltext ist Ihre Einschätzung aber nicht zu vereinbaren.
3. Sehr geehrter Herr Griesbach, Sie sagen weiterhin: „Woran liegt es, dass einige wenige das nicht akzeptieren können oder wollen? Was steckt da für ein Demokratieverständnis hinter?“
Ihren Kommentar verstehe ich so, dass Sie unser „Demokratieverständnis“ als problematisch ansehen. Ich muss hier rückfragen: Halten Sie es für ein problematisches Demokratieverständnis, wenn Menschen einen Zustand (hier das Denkmal in seiner jetzigen Form) nicht akzeptieren wollen und dies öffentlich zum Ausdruck bringen? Oder ist es problematisch, wenn es sich nur um – wie Sie sagen – „einige wenige“ handelt, die eine andere Meinung äußern? Halten Sie es für problematisch, wenn Menschen (Mehrheits-)Beschlüsse zum Denkmal in Frage stellen und aktiv versuchen, Mehrheiten für ihre Position zu finden? (Einmal abgesehen davon, dass Entscheidungen in Form von Mehrheitsbeschlüssen zum Denkmal weder 2021 noch 2024 getroffen wurden.) Oder halten Sie es für problematisch, dass Menschen, die nicht Mitglied im Stadtrat sind, versuchen Einfluss zu nehmen? – Wir halten all dies für unproblematisch. Wir meinen, Politik findet nicht nur in Parteien und in Gremien mit gewählten Vertretern wie dem Stadtrat statt. Bürgerinnen und Bürger müssen sich – selbstverständlich – in ihre eigenen Angelegenheiten einmischen! Und selbstverständlich müssen Beschlüsse und erst recht „Bekenntnisse“ in Frage gestellt werden dürfen (dass man in einem vernünftigen Diskurs auch das In-Frage-Stellen begründen muss, versteht sich.) Möglicherweise unterscheidet sich Ihr Demokratieverständnis tatsächlich von meinem und dem unserer Gruppe. Ausgeführt und begründet haben Sie Ihr Demokratieverständnis nicht. Sie haben sich auf eine ein Problem suggerierende Frage beschränkt. Sie hätten sogar in einem Medium wie Facebook wenigsten ein Argument nennen können.
4. Sie unterstellen uns, wir hätten – im Gegensatz zu Ihnen – kein oder nicht das richtige „Geschichtsbewusstsein“. Wir wollten sogar die „Geschichte quasi ‚umgestalten‘“.
Diese Vorwürfe träfen hart, wenn ich verstünde, was Sie meinen. Bedeutet Geschichtsbewusstsein, dass man ein Denkmal nicht verändern darf? Das können Sie doch nicht meinen? Wie gesagt: Wir wollen die Soldatenfigur ergänzen, umgestalten, nicht abreißen, aber selbst die Forderung, die Soldatenfigur abzureißen (und den Gedenkort beizubehalten), spräche doch nicht ohne weiteres für ein problematisches Geschichtsbewusstsein. Leider erschließt sich aus Ihrem Kommentar in diesem und in den anderen Punkten nicht, warum Sie, Herr Griesbach, generell ein Problem darin sehen, dass künstlerische Ergänzungen oder andere Veränderungen vorgenommen werden, die der aggressiven Soldatenskulptur etwas entgegensetzen und zum Denken anregen.
Zum letzten Punkt, dem Vorwurf, wir wollten die „Geschichte quasi ‚umgestalten‘“. Wer eine als aggressiv und kriegsverherrlichend bewertete Soldatenskulptur umgestalten will, gestaltet doch nicht die Geschichte um! Vielleicht denken Sie an Fälle, in denen man auf Bilddokumenten aus der NS-Zeit alle Hakenkreuzfahnen wegretuschiert und damit ein Erinnern an die damalige Realität manipuliert? Wenn Sie das meinen, dann sind wir uns in der Bewertung einig, denn so etwas wollen wir selbstverständlich nicht.
Insgesamt machen Sie uns in Ihrem Kommentar Vorwürfe, die aus Behauptungen und zum Teil auch nur aus in Frageform gekleideten Andeutungen bestehen. Überzeugende Argumente für eine gehaltvolle, vernünftige Diskussion von Meinungsunterschieden nennen Sie nicht. Schade. Selbst bei Facebook geht argumentativ mehr.
- 1Die Meinung des Verfassers entspricht nicht unbedingt der Meinung der Gruppe oder ihrer Mehrheit.
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